Knieoperation – und danach?
Knieoperation – und danach?
Einleitung
Aufgrund gesteigerter Lebenserwartung und prozentuell steigender Anzahl an Patienten mit Adipositas, aber auch zunehmender Bandbreite an risikoreicheren Sportarten kommt es zu einer stetig steigenden Anzahl an Knieoperationen pro Jahr.
In gleichem Ausmaß steigen die Ansprüche der Patienten nach der OP an das Knie, bedingt einerseits durch zunehmenden Aktivitätswunsch im Alter, andererseits durch moderne Operationstechniken und Implantate.
Somit erlangen postoperative ambulante und stationäre Bewegungstherapie und Rehabilitation immer höheren Stellenwert.
Moderne Therapiemöglichkeiten für entsprechende Indikationen ermöglichen spezifische Therapien und erhöhen somit den Therapieerfolg.
Therapieoptionen
Unerlässlich für ein optimales Therapieschema ist das Einfließen etwaiger individueller limitierender Faktoren für die postoperative Belastbarkeit. Diese sind u.a. Wundheilung, Schmerzen, Arthrose im betroffenen Kniegelenk bzw. in den anderen Gelenken der Bewegungskette, Bandinstabilitäten, muskuläre Insuffizienzen und Dysbalancen, operationstechnikspezifische Gegebenheiten (z.b. Naht der Kniegelenkskapsel, Muskel-/Sehnennaht bzw. Rekonstruktion), Nebenerkrankungen (z.b. Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Lunge), reduzierte Verankerungsstabilität von Implantaten aufgrund von Knochendefekten (z.b. Vor-OPs, traumatische / arthrotische Zerstörung…) oder Knochenqualität (z.b. Osteoporose, Rheumatoide Arthritis…), psychische Faktoren (Angst, Motivation…) und präoperativer Trainingszustand.
Unter Berücksichtigung der statischen und dynamischen biomechanischen Aspekte des Kniegelenks soll eine möglichst physiologische Belastung der Gelenke und eine Stabilisierung der auftretenden Drehmomente an den Gelenken durch die Muskulatur im Rahmen der Therapie erlernt und trainiert werden.
Die Vorteile dieses Trainings sind geringerer Gelenksbelastung durch muskuläre Stabilisierung, Verbesserung der Beweglichkeit des Kniegelenks und der Beweglichkeit und der Führung der übrigen Gelenke, Verbesserung der Knochendichte, Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht (Reduktion des Sturzrisikos) und der gesamtgesundheitliche Aspekt.
Zu den möglichen Therapieformen zählen u.a. Schmerztherapie entsprechend dem WHO-Schema, Infiltrationstherapie, Akupunktur, Kraft- / Ausdauer- / Koordinationstraining sowohl als Heilgymnastik als auch als maschinelles Training, Ergotherapie, manuelle Therapie, Therapie nach dem Faszien-Distorsions-Modell (FDM), Elektrotherapie, Wärme- / Kryotherapie, Massagetherapie, Lymphdrainage, kaltes Rotlicht, Red-Cord-Training, Schlingentraining, therapeutisches Klettern, Kinesiotaping und Motorschienentherapie.
Ergänzend sind klinisch psychologische Behandlung und diätologische Behandlung von großer Bedeutung.
Schlussfolgerung
Nach den aktuellen Richtlinien ist ein multimodales, auf Indikation (arthroskopischer / offener Eingriff / Gelenksteil- oder –totalersatz) und den jeweiligen Patienten zugeschnittenes ambulantes und evtl. auch stationäres Therapiekonzept zu empfehlen. Das ausgewogene Verhältnis zwischen aktiven und passiven Therapien ist hier unerlässlich.
Der Focus sollte ineinanderübergreifend auf Schmerztherapie, Schwellungs- und Ergußreduktion, Verbesserung der Beweglichkeit (ROM) und Muskelaufbau (Kraft, Kondition, Koordination und Stabilisierung) gerichtet sein. In weiterer Folge sind auch Prävention durch Erkennen der Auslöser und etwaiger Risikofaktoren und somit auch Beratung von möglichen oder sogar zu empfehlenden Sportarten und körperlichen Aktivitäten durchzuführen.